Vergangenes Jahr entschieden sich 2470 Maturanden für das Jus-Studium. Sie hatten die Wahl zwischen einem runden Dutzend Hochschulen in der Schweiz. Nach welchen Kriterien sie die Universität auswählen, ist unerforscht. Klar ist: Die Studienanfänger werden heftig umworben.
Die rechtswissenschaftliche Fakultät in Luzern etwa wirbt mit ihrer «persönlichen Betreuung». Das ist ein Frontalangriff auf die Universität Zürich, mit über 28 000 Studentinnen und Studenten die grösste Universität der Schweiz: «Die Universität Luzern ist kein Massenbetrieb, in dem Sie einfach eine Nummer sind», heisst es auf der Website. Ein Sitzplatz sei «garantiert». Zudem ködert die Luzerner Universität die Maturanden mit einer «97-prozentigen Jobsicherheit» und «moderner Uni direkt am See».
In Zürich hingegen liegt die Rechtsfakultät rund 800 Meter vom See entfernt. Diesen Standortnachteil machen die Zürcher durch Selbstbewusstsein wett. Dekan Thomas Gächter wirbt auf der Internetseite mit der Grösse der Fakultät, die das «gesamte fachliche Spektrum von Rechtsgebieten» abdecke. Auf Anfrage sagt er augenzwinkernd, «peripher gelegene Universitäten wie Luzern oder Freiburg» seien auf Zulauf angewiesen und müssten ihr Profil schärfen. Die Uni Zürich würde ganz auf ihre Reputation vertrauen.
Auch die Law School in St. Gallen stellt ihre Qualitäten nicht unter den Schemel. In St. Gallen studiere man «auf höchstem Niveau», heisst es auf der Website. Das stimmt zumindest für die Schweiz – die Uni liegt immerhin 700 Meter über Meer. Wichtiger scheint auf dem Rosenberg wie in Luzern das Argument der Jobsicherheit: Laut Website könnten 91 Prozent der Masterabsolventen durchschnittlich aus zwei Stellenangeboten wählen. Hoffentlich sind auch Juristenjobs darunter.
Die rechtswissenschaftliche Fakultät in Bern wirbt mit ihrer «Nähe zu Gesetzgebung und Verwaltung», was die Studenten laut Website «spüren» würden. Das tönt eher nach einer Drohung.
Die Freiburger Rechtsfakultät scheint die tatsächlichen Kriterien der Studenten bei der Uniwahl besser zu kennen. Sie lockt nicht nur mit einem zweisprachigen Studium, sondern auch mit Alkohol: «Ob in der Vorlesung, in der Debatte oder beim Bier – die Studierenden bewegen sich in zwei Kulturen gleichzeitig.» Und sie verspricht, Arbeitgeber würden die Freiburger Juristen schätzen, sie seien unter anderem «im Privatrecht oder Strafrecht ebenso geschult wie im Argumentieren, Verhandeln oder Präsentieren». Möglicherweise auch im Trinken.
Eine solche Argumentation wäre unter der Würde der ältesten Uni der Schweiz. Die Basler Hochschule verspricht mit noblem Understatement, «neue Entwicklungen und Themen» in den Lehrstoff aufzunehmen. Das ist für eine am 4. April 1460 gegründete Fakultät keine schlechte Strategie. Dekan Roland Fankhauser kennt auch die Gebiete, mit denen er bei Maturanden punkten kann. Als der Präsident des FC Basel in einem Interview sagte, «Freistellig würdi heisse, er het kai Job mee», fragte Fankhauser auf Twitter: «Stimmt dies juristisch? Studiere Jus in Basel – dann kennst Du die Unterschiede zwischen fristloser Kündigung, Kündigung und Freistellung.»