Was macht eigentlich Hans Michael Riemer?
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Plädoyer 04/2023
10.07.2023
Michael Krampf
«Ich konnte fast alles machen, was ein Jurist machen kann. Ich war Lehrer, Wissenschafter, Richter, Rechtsgutachter und Rechtsberater», sagt Hans Michael Riemer und lacht. «Ich musste auf keinen Teil verzichten, aber auch nichts ausschliesslich machen.»
Riemer war Richter am Bezirksgericht Winterthur, bevor er ab 1978 knapp 30 Jahre lang als Professor für Privatrecht an der Universität Zürich lehrte. Zu dieser Zeit war er auch Richter...
«Ich konnte fast alles machen, was ein Jurist machen kann. Ich war Lehrer, Wissenschafter, Richter, Rechtsgutachter und Rechtsberater», sagt Hans Michael Riemer und lacht. «Ich musste auf keinen Teil verzichten, aber auch nichts ausschliesslich machen.»
Riemer war Richter am Bezirksgericht Winterthur, bevor er ab 1978 knapp 30 Jahre lang als Professor für Privatrecht an der Universität Zürich lehrte. Zu dieser Zeit war er auch Richter am damaligen Zürcher Kassationsgericht und ab 1992 nebenamtlicher Richter am Bundesgericht. Dass er dieses Amt mit 68 Jahren aus Altersgründen aufgeben musste, findet er schade: «Ich wäre offen gewesen, als Richter weiterzuarbeiten, und würde mir das auch heute noch zutrauen.»
Von 1997 bis 2001 war er Präsident des ersten internationalen Schiedsgerichts für nachrichtenlose Vermögen, eine für Riemer «besondere Erfahrung und Herausforderung, die später sogar zu einem Einsatz als Konsulent am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte führte».
Nach seiner Emeritierung im Jahr 2007 gönnte sich der heute 81-Jährige nicht viel Musse. Vor drei Jahren schloss er den überarbeiteten Kommentar zum Stiftungsrecht ab, kürzlich die Neufassung seines über 1000-seitigen Kommentars zum Vereinsrecht: «Das war ein enormer Aufwand.» Dabei sei er seiner Arbeitseinstellung treu geblieben – wie damals an der Universität: «Ich machte von der Materialsuche bis zum Schreiben alles selbst – anders als Kollegen, die diese Arbeit nicht selten Assistenten überlassen.»
Riemer verfasst weiterhin Gutachten zum Vereins- und Stiftungsrecht, «aber keine Gefälligkeitsgutachten», wie er betont, und publiziert auch Artikel zusammen mit seiner Ehefrau Gabriela Riemer-Kafka. Die beiden sind seit über 40 Jahren verheiratet und haben drei erwachsene Kinder.
Die sechs Enkelkinder hüten sie regelmässig in ihrem Haus in Zürich. Dort geht Hans Michael Riemer auch seinem Hobby nach: Er sammelt postalische Belege, vor allem zum Holocaust. Vor rund zehn Jahren veröffentlichte er ein Buch über seine Sammlung.