Einige Anwaltsverbände bieten Fortbildungskurse für junge Kolleginnen und Kollegen, um ihnen den Übergang von der Theorie in die Praxis des Berufs zu erleichtern. «Zu Beginn der juristischen Karriere fehlt die Erfahrung in der Anwendung von theoretischem Wissen», sagt René Rall, Geschäftsführer des Schweizerischen Anwaltsverbands: Der Austausch mit erfahrenen Berufskollegen helfe, Anfängerfehler zu vermeiden.

Erschwingliche Kurse in Bereichen wie Arbeits-, Familien-, Haftpflicht- oder Migrationsrecht sind allerdings rar – es sei denn, man investiert mehrere Tausend Franken in einen CAS-Kurs. Doch es geht auch anders:

  • Ein attraktives Angebot halten der Freiburger Strafrechtspro­fessor Marcel Niggli und der Basler Strafverteidiger Alain Joset ­bereit: dreitägige Kurse in einer Medici-Villa aus dem 16. Jahrhundert im toskanischen Buti. Jeweils ein halber Tag ist für den Kurs vorgesehen (Prozessieren für Straf­ver­teidiger, Büro- und Arbeitsorganisation und mehr). Ergänzt wird das Erlernte durch Diskussionen am Abend. Die andere Tages­hälfte wird für organisierte Ausflüge zum Beispiel ans Meer und sportliche Tätigkeiten genutzt. Joset weist darauf hin, dass während des Aufenthalts auch Raum für weitere wichtige Themen bleibt. «So ­findet auch der Umgang mit Nieder­lagen, Wut und beruflicher Resilienz seinen Platz.»
  • Der Zürcher Strafverteidiger Stephan Bernard hilft mit den Seminaren «In dubio pro reo» jungen Berufskollegen, Fuss in der Praxis zu fassen. In Kleingruppen wird das Verteidigungshandwerk umfassend vermittelt: namentlich das Verhältnis zum Klienten, die Entwicklung von massgeschneiderten Verteidigungskonzepten oder die aktive Mitwirkung und Kontrolle des Verfahrens.
  • Die Zürcher Strafverteidigerin Sine Selman hat sich mit ihrem Berufskollegen Camill Droll aus Olten zusammengetan, um als junge Praktiker erworbenes Wissen weiterzugeben. Das Seminar wird vom «Forum der Jungen Anwaltschaft» des Schweizerischen Anwaltsverbands angeboten. Ziel: «Kompakt die Dos and Don’ts der Strafverteidigung an Berufseinsteiger zu vermitteln.» Der Kurs um­fasse Themen wie den Umgang mit Klienten, die Vorbereitung auf Einvernahmen oder die Vorbereitung der Hauptverhandlung.
  • Der Fortbildungskurs «Lawyering» der Familienrechtlerin Carola Reetz und des Wirtschaftsanwalts Urs Egli aus Zürich befasst sich vor allem mit der Rolle des Anwalts. «Es ist entscheidend, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass man ein eigenes Profil benötigt», sagt Egli, ­«eines, das im Einklang mit den persönlichen Wertvorstellungen steht.» Zentrale Themen sind zudem der Aufbau einer Kanzlei, die Entwicklung einer voll integrierten Partnerschaft oder die korrekte Rechnungsstellung.
  • Gemäss der neuen Zivilprozess­ordnung dürfen Kantone Gerichte für Streitigkeiten in englischer Sprache einrichten. Da kommt der Kurs «Legal English» des ­Zürcher Europa-­Instituts gerade richtig. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in die wichtigsten rechtlichen Konzepte in den Bereichen Common Law, Gerichte und Rechtsstreitigkeiten, geistiges Eigentum sowie internationale Verträge eingeführt. Jedes Modul enthält praktische Übungen, mit denen das Schreiben, Sprechen, Präs­entieren und Verhandeln trai­niert werden.