Bissige Krausköpfe alla Carbonara
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Plädoyer 05/2021
25.10.2021
Benjamin Rothschild
Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, lässt sich sagen: Die Namen von Anwälten und ihren Kanzleien sind oft langweilig. Farbtupfer finden sich selten, es dominiert der biedere Durchschnitt – je nach Kanton in unterschiedlicher Ausprägung. In Zürich zum Beispiel sind die Müllers und Webers übervertreten, im Luzernischen die Bachmanns und Hofstetters, in Basel die Müllers und Schmids. So weit, so unspektakulär.
Doch selbst in der n...
Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, lässt sich sagen: Die Namen von Anwälten und ihren Kanzleien sind oft langweilig. Farbtupfer finden sich selten, es dominiert der biedere Durchschnitt – je nach Kanton in unterschiedlicher Ausprägung. In Zürich zum Beispiel sind die Müllers und Webers übervertreten, im Luzernischen die Bachmanns und Hofstetters, in Basel die Müllers und Schmids. So weit, so unspektakulär.
Doch selbst in der namensmässig eher farblosen Juristenzunft gibt es Exoten. Manche Anwaltsnamen geben potenziellen Klienten Hinweise auf das Verhalten der jeweiligen Rechtsvertreter vor Schranken. Wer sich zum Beispiel an die Zuger Anwältin Natascha Bissig wendet, darf sich Hoffnungen auf eine alerte Wachhündin seiner Rechte machen. Die Advokatur Frech in Solothurn verspricht Aufmüpfigkeit. Und das Anwaltsbüro Lätsch und Hässig in Rüti ZH kann wohl getrost als am schlechtesten gelaunte Kanzlei des Landes bezeichnet werden. Ihr Motto auf der Website: «Wir suchen den Streit nicht – wir scheuen ihn aber keineswegs.»
Andere Advokaten wecken Assoziationen, die mit dem beruflichen Kerngebiet wenig zu tun haben: Wer sich an Patrick Krauskopf wendet, dürfte kaum einen haarlosen Valentin Landmann-Verschnitt vor Augen haben. Und die Reiseländer, die man mit Rechtsanwältin Gudrun Österreicher Spaniol verbindet, liegen sicher nicht in Fernost.
Wieder andere Vertreter der Zunft lassen unweigerlich an Kulinarik denken: Silvia Pfannkuchen-Heeb in Winterthur zum Beispiel. Oder der Walliser Claude Kalbfuss. Oder der Zürcher Antonio Carbonara. Ob die Zürcher Hans Rudolf Sprüngli und Pascal Honold vor Gericht je die Klingen gekreuzt haben, ist nicht bekannt. Ihr Kollege Raoul Futterlieb jedenfalls dürfte sie beide kennen.
Manchmal lohnt es sich, die Umwelt bestimmter Rechtsanwälte genauer unter die Lupe zu nehmen: So ist der Arboner Rechtsanwalt Christoph Spahr im selben Gebäude wie der Denner beheimatet – der Spar-Supermarkt befindet sich zehn Gehminuten entfernt. Seine Kollegin Karine Lorenz-Hirsch wiederum dürfte im Jagdkanton Wallis einen eher schweren Stand haben. Die acht beim Anwaltsverband aufgeführten Mitglieder namens Wolf können aufatmen, dass sie weder dort noch in Graubünden praktizieren.
Den passenden Abschluss dieser Nomenklatura liefert ein Zürcher Rechtsanwalt: Peter Fertig.