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Mein Auslandsemester verbrachte ich an der französischen Uni Sciences Po in Aix-en-Provence. Sie zählt zu den Grandes Écoles des Landes und spezialisiert sich auf die Bereiche Politik und internationale Studien. Das Leben an Sciences Po wird von grossem studentischem Engagement geprägt. Es gibt zahlreiche Vereinigungen, die wöchentlich Soirées, Podiumsdiskussionen und politische Aktionen organisieren. Man spürt die Dankbarkeit der Studentinnen und Studenten, einen der begehrten Studienplätze belegen zu dürfen. Ich wurde vom ersten Tag an von meiner Tutorin – hier «Marraine» genannt – begleitet. Die französische Studentin führte mich sowohl in den Unialltag als auch in die Tradition des «Goûter» ein. Die Studenten der Sciences Po treffen sich am Nachmittag gerne in hübschen Kaffees, um die bekannte französische Patisserie zu geniessen. Zudem begleitete sie mich bei der Besteigung des «Sainte-Victoire», dem Hausberg von Aix. Er war das Lieblingssujet des Malers Cézanne.
Während meiner Zeit an der Sciences Po besuchte ich Vorlesungen sowohl zu europarechtlichen wie privatwirtschaftlichen Themen. Bei Letzteren war ich dank der zahlreichen Parallelen zwischen dem schweizerischen Zivilrecht und dem französischen Code Civil gegenüber anderen Austauschstudenten klar im Vorteil.
Mein Auslandsemester war nicht nur mein letztes, sondern auch mein kürzestes Semester. Anfang März verkündete Präsident Emmanuel Macron die Schliessung aller Schulen und Universitäten, um die Coronapandemie einzudämmen. Mit einer der letzten TGV-Verbindungen reiste ich zurück in die Schweiz. Von der Schweiz aus verfolgte ich die Vorlesungen digital weiter. Der französische Unterrichtsstil eignete sich gut dazu. Es gibt keine Vorbereitungsmaterialien, keine begleitende Lektüre und auch keine Powerpoint-Präsentationen. Der Professor spricht, die Studentin schreibt. Oder im Falle von Corona: Der Professor stellt sein Skript online. Die eigentlich schriftlichen Prüfungen konnte ich dank französischer Flexibilität mündlich per Skype-Interview abschliessen.
Jasmin Ulli, 24, schliesst diesen Sommer ihr Masterstudium in Rechtswissenschaft an der Universität Luzern ab. Das Frühlingssemester 2020 absolvierte sie in Frankreich am Institut d’études politiques d’Aix-en-Provence.
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