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Seit drei Monaten lebe ich in der Provinz Junin. Sie gehört zu Buenos Aires, der Hauptstadt von Argentinien. Hier absolviere ich das letzte Semester meines Jus-Studiums. An der National University of Northwestern Buenos Aires belege ich die Fächer «Derecho animal» (Tierrecht), «Derecho informático» (Informatikrecht) und «Incidencia colectiva» (Stichwort «Class Actions»). Die Studenten gehen gut vorbereitet in die Vorlesung, bringen Zeitungsartikel mit und konfrontieren die Professoren mit vielen Fragen. Kurz: Der Unterricht ist sehr interaktiv – es gibt keine Hemmschwellen. Das gemeinsame Mate- Tee-Trinken mit den Professoren trägt sicherlich zu dieser lebhaften Atmosphäre bei.
Ausserhalb des Campus zeichnet sich im Land eine Krisenstimmung ab. Argentinien leidet unter Inflationswellen. Diese Krise färbt auf den Alltag ab: So gab es Tage, an denen die Geschäfte in Junin teilweise geschlossen blieben. Beim ersten Versuch, eine Bank aufzuspüren, die auch Schweizer Kreditkarten akzeptiert, war ich mehrere Stunden unterwegs. Ich bezahlte am Ende für 2000 Pesos Transaktionskosten von 425 Pesos – 23 Franken Spesen für 100 Franken Geldbezug! Die Behörden empfehlen, aus Sicherheitsgründen insbesondere abends nicht alleine unterwegs zu sein. Deshalb begleiten wir uns mehr oder weniger gegenseitig und sind nie alleine auf der Strasse.
Subjektiv fühlte ich mich trotzdem vom ersten Tag an sehr sicher und geborgen. Gemeinsam mit zwei Mexikanerinnen und sechs Argentinierinnen lebe ich in einer Frauenresidenz. Ich bezahle für die Unterkunft 150 Franken pro Monat. Die Hausregeln sind streng.
Zur Ruhe kommt man selten. Abgesehen von der Siesta mögen es die Argentinier nicht, allzu viel zu schlafen. Zu spannend sind Karaoke, Mate an der Lagune, die Fussballspiele der «Boca Juniors» oder die Lernabende mit andern Studenten. Sei es auch nur der Geburtstag der Grossmutter – es gibt immer einen Grund zum Feiern.
Fazit: Buenos Aires und die Argentinier sind atemberaubend. In casu ist der Tatbestand der Verzauberung erfüllt!
Ainhoa Rossell, 28, schloss 2015 an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften den Bachelor in Wirtschaftsrecht ab. Zurzeit absolviert sie ihr letztes Semester im Masterstudiengang der Uni Luzern an der National University of Northwestern Buenos Aires.
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