Common Law, English Law, Tort und Trust. Begriffe, die wohl jeder schon mal gehört hat - aber was genau bedeuten sie? Die Engländer fahren links, trinken warmes Bier - und auch wenn es um das Recht geht, unterscheiden sie sich von uns Kontinentaleuropäern in mancher Hinsicht.
Seit 1946 kommen jeden Sommer rund hundert Juristen aus der ganzen Welt nach Cambridge, um für vier Wochen mehr über das englische Recht und generell über das Common Law zu erfahren. Der Kurs «English Legal Methods Summer School» richtet sich an Juristen - von Studenten bis Anwälten - aus Ländern, die nicht das Common Law als Grundlage haben. So stammten die Kursteilnehmer dieses Jahr aus zwanzig Ländern von Belgien, Brasilien oder Dänemark bis Thailand, Türkei oder Tschechien.
Die Summer School hat zum Ziel, die grundsätzlichen Aspekte des englischen Rechts darzustellen und die spezifische juristische Denkweise des Common Law näherzubringen. Das Curriculum ist vielfältig und reicht von Torts und Verfassungsrecht über Trust bis hin zu Antenuptial Agreements und Rechtsgeschichte. Die Dozenten der Summer School unterrichten die jeweiligen Fächer auch im Undergraduate/Postgraduate-Programm der University of Cambridge. Das Niveau des Unterrichts ist entsprechend hoch, fordernd und von ausgezeichneter Qualität. Auch Gastdozenten wie die Supreme Court Justice Baroness Hale of Richmond sind Teil des Lehrkörpers.
Der Alltag der Summer School ist geteilt in Vorlesungen am Morgen und Seminare in Gruppen bis 14 Personen am Nachmittag. In den Seminaren werden einige Fächer - in meinem Fall Contract und Company Law - vertieft behandelt und diskutiert. Es ist lehrreich zu sehen, zu welchen Lösungen Personen aus unterschiedlichen Ländern, mit unterschiedlichem Ausbildungsstand kommen: So fokussieren sich Anwälte und Juristen aus der Praxis darauf, wie etwas praktisch zu lösen ist, während Studenten und Akademiker eher versuchen, die Antwort mit Hilfe von Büchern und Regeln zu lösen. Scheinbar einfache Fragestellungen ergeben Lösungen, die teilweise unterschiedlicher nicht sein könnten. Gerade deshalb ist die Summer School ein unvergessliches Erlebnis.
Mit dem englischen Recht und der juristischen Denkweise des Common Law habe ich mich gut anfreunden können, was mir in Zukunft sicher von Nutzen sein wird. Ob ich mich jedoch je mit warmem Bier anfreunden kann, bezweifle ich sehr.
Philipp Ressnig, 23, studiert an der juristischen Fakultät Basel im siebten Semester und verbrachte diesen Sommer als Student der English Legal Methods Summer School an der University of Cambridge in England. Weitere Informationen zur Summer School: www.law.cam.ac.uk/courses/english-legal-methods.php