Brief aus Cambridge, Massachusetts
Inhalt
Plädoyer 3/11
30.05.2011
Letzte Aktualisierung:
04.10.2013
Michelle Cottier
Der Wandel des Erbrechts angesichts der Pluralisierung der Familienformen:?Das ist meine rechtsvergleichende Arbeit, für die ich mich nach einer Universität in den USA umgesehen habe, um mich während eines Semesters in das US-amerikanische Recht einzuarbeiten. Ich habe mich schliesslich für das Visiting Researcher Program an der Harvard Law School in Cambridge entschieden. Denn hier sind herausragende Vertreterinnen und Vertreter der mich interessierenden Fachgebiete ...
Der Wandel des Erbrechts angesichts der Pluralisierung der Familienformen:?Das ist meine rechtsvergleichende Arbeit, für die ich mich nach einer Universität in den USA umgesehen habe, um mich während eines Semesters in das US-amerikanische Recht einzuarbeiten. Ich habe mich schliesslich für das Visiting Researcher Program an der Harvard Law School in Cambridge entschieden. Denn hier sind herausragende Vertreterinnen und Vertreter der mich interessierenden Fachgebiete Erbrecht, Familienrecht, Legal Gender Studies und Rechtssoziologie zu finden. Tatsächlich habe ich in Gesprächen mit Angehörigen der Fakultät wie auch im Rahmen zahlreicher Seminare, Vortragsveranstaltungen und Tagungen bereits viele Anregungen für meine Forschung erhalten. So war Harvard schon immer ein wichtiges geistiges Zentrum unterschiedlichster rechtswissenschaftlicher Denkrichtungen - von der klassischen Rechtstheorie über den Legal Realism bis hin zu den Critical Legal Studies. Diese Präsenz verschiedener Theorietraditionen hat es mir erleichtert, das hiesige Rechtsdenken zu verstehen - eine Vorbedingung rechtsvergleichender Arbeit.
Genauso wichtig ist mir aber der Austausch mit den Juristen und Juristinnen aus der ganzen Welt, die als Gastforschende, LL.M.-Studierende oder Doktorierende dem «Graduate Program» angehören. Der nigerianische Menschenrechtsaktivist trifft hier auf die brasilianische Spezialistin für Schiedsgerichtsbarkeit und die niederländische Europarechtlerin - eine wirklich hochspannende Mischung. Wir «Internationalen» teilen die Erfahrung, mit einer uns fremden (Rechtswissenschafts-)Kultur konfrontiert zu sein, und in den Diskussionen beim Mittagessen oder abends im legendären «Thirsty Scholar Pub» setzen wir uns auch durchaus kritisch damit auseinander.
In praktischer Hinsicht ist alles an der Harvard University für die Erleichterung von Studium und Forschung eingerichtet - vom Service in den ausgezeichneten Bibliotheken über das eigene Sportzentrum bis hin zu den Öffnungszeiten der universitätseigenen Restaurants. Dieses Angebot nutze ich sehr gerne - auch wenn mich die Privilegien, die ich hier gemeinsam mit den Harvardians geniesse, angesichts der fehlenden Chancengleichheit im US-amerikanischen Bildungssystem oft ein wenig nachdenklich stimmen.
Michelle Cottier ist Assistenzprofessorin für Privatrecht und Rechtssoziologie an der Juristischen Fakultät der Universität Basel. Zurzeit weilt sie als «Visiting Researcher» an der Harvard Law School in Cambridge, Massachusetts, in den USA. Link zum Harvard Law School Graduate Program:
www.law.harvard.edu/prospective/gradprogram