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Plädoyer 3/10
21.06.2010
Letzte Aktualisierung:
07.10.2013
Fadri Lenggenhager
Weltweit arbeiten etwa 1000 Anwälte für die Anwaltsfirma WilmerHale. Seit Juni letzten Jahres bin ich einer davon. WilmerHale verfügt in London über eine bekannte «International Arbitration Practice», wo ich zurzeit als Associate tätig bin.
Ich arbeitete damals im Bereich Litigation und Arbitration bei Lenz & Staehelin in Zürich, als für mich die Frage nach dem LL.M. aufkam. Da ich einerseits Jus im Zweitstudium und zudem schon zwei...
Weltweit arbeiten etwa 1000 Anwälte für die Anwaltsfirma WilmerHale. Seit Juni letzten Jahres bin ich einer davon. WilmerHale verfügt in London über eine bekannte «International Arbitration Practice», wo ich zurzeit als Associate tätig bin.
Ich arbeitete damals im Bereich Litigation und Arbitration bei Lenz & Staehelin in Zürich, als für mich die Frage nach dem LL.M. aufkam. Da ich einerseits Jus im Zweitstudium und zudem schon zwei Ausland-Semester absolviert hatte, suchte ich nach Alternativen zum üblichen Vollzeit-LL.M. Denn vor allem wollte ich Arbeitserfahrung im englischsprachigen Ausland sammeln. So entschied ich mich für das Teilzeit-LL.M.-Programm der UC Davis (Kalifornien), das in mehrwöchigen Intensivblöcken über mindestens drei Jahre hinweg absolviert werden kann. Zwischen diesen Blöcken arbeite ich nun bei WilmerHale in London und kann so das Studium durch praktische Erfahrungen im Bereich Internationale Schiedsgerichtsbarkeit ergänzen.
Hier ist alles ist ein bisschen grösser als bei meiner Tätigkeit in der Schweiz - so bin ich hauptsächlich auf einem einzigen Fall tätig, der jedoch einen Streitwert von mehreren Milliarden Euro hat. Rund ein Dutzend Anwälte arbeiten direkt oder indirekt fast ausschliesslich für dieses eine Mandat. Ich geniesse die Dynamik, den Austausch und die zahlreichen spannenden Diskussionen mit Kollegen aus den verschiedensten Ländern. Gleichzeitig profitiere ich von den juristischen Herausforderungen, die oft auch aus rechtsvergleichender oder «übernationaler» Perspektive angegangen werden. Auch die grossen, mehrtägigen Hearings sind eine äusserst lehrreiche und wohl einmalige Erfahrung. Umgekehrt ist der eigene Verantwortungsbereich kleiner als in der Schweiz. Klientenkontakte habe ich keine und in strategische Fragen bin ich (verständlicherweise) kaum involviert.
Mein Lohn ist vergleichbar mit der Vergütung in grösseren Schweizer Kanzleien, wobei aber die Steuerbelastung merklich höher ist. Ich lebe hier in London mit meiner Frau und - seit kurzem - unserem Baby. Das Hin und Her zwischen Zürich, Kalifornien und London war zeitweilig eine echte Herausforderung für unser Familienleben.
Bald schon werden wir in die Schweiz zurückkehren, wo ich wieder für Lenz & Staehelin arbeiten werde. Insgesamt waren die letzten Monate eine spannende, intensive und schöne Zeit- und vor allem eine lehrreiche Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
Fadri Lenggenhager (32) arbeitet für ein Jahr als Anwalt in der«International Arbitration Practice Group» bei WilmerHale in London. Bevor er zu seinem Arbeitgeber in der Schweiz zurückkehrt, wird er voraussichtlich im August an der UC Davis in Kaliforniensein berufsbegleitendes LL.M.-Programm abschliessen.