Inhalt
27.10.2020
Seoul ist die Heimatstadt meiner Mutter. Ich kenne die Stadt als nachtaktive, mit schrillen Neonlichtern und Menschen vollgepackte Megacity. Bei meiner Ankunft ist alles anders: Leere Strassen, geschlossene Betriebe sowie ständige Sicherheitshinweise durch Lautsprecheranlagen. Sie geben mir das Gefühl, ich befände mich in einem postapokalyptischen Film der 80er-Jahre. Immerhin: Die harten Massnahmen der koreanischen Regierung gegen die Coronapandemie haben auch eine positive Seite: Endlich keine vollgestopften Metros mehr.
Ich startete mein Austauschsemester Mitte März an der School of Law der Ewha Womans University zunächst über Zoom. Die Frauenuniversität, über 100 Jahre alt, renommiert und international etabliert, zeichnet sich als zukunftsorientiertes, Feminismus und Emanzipation förderndes Institut aus.
Ich habe das Privileg, zwei Fächer bei Professorin Eunice Kim zu absolvieren: Introduction to the American Legal System und Corporate Social Responsibility & Corporate Governance. Letzteres ist mein Lieblingsfach. Grund dafür sind die anregenden Diskussionen in den Vorlesungen, wie sich Unternehmen in Bezug auf verschiedene aktuelle und ethisch umstrittene Bereiche zu verhalten haben. Im Unterricht erzählt die Professorin auch aus ihren privaten Erlebnissen und gibt daraus gewonnene Ratschläge. Damit fördert sie, dass wir unsere eigene Meinung innerhalb und ausserhalb der Vorlesungen ohne Hemmungen äussern.
Der Lernstoff wird über das ganze Semester in Form von Prüfungen oder Arbeiten abgefragt. Das Studium orientiert sich am Bildungssystem von angelsächsischen Universitäten. Die Universität bietet viele öffentlich zugängliche Bereiche, in denen ich mich mit meinen Mitstudentinnen und Mitstudenten gemeinsam für die Prüfungen vorbereiten kann.
An Seoul schätze ich die kulturelle und historische Komplexität, ihre Vielfalt und – noch wichtiger – ihre unglaublich vielseitige und niemals enttäuschende Küche. Seoul ist meine Lieblingsstadt. Ihre einzige Konstante ist ihre ständige Weiterentwicklung.
Lara Surer, 24, studiert Rechtswissenschaften auf Masterstufe an der Universität Luzern. Sie verbrachte ab März ein Austauschsemester an der School of Law der Ewha Womans University in Seoul. Nach dem Studium möchte sie verschiedene Praktika im Ausland absolvieren.
Kommentare zu diesem Artikel
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar hinzuzufügen
Sind Sie bereits Abonnent, dann melden Sie sich bitte an.
Nichtabonnenten können sich kostenlos registrieren.
Besten Dank für Ihre Registration
Sie erhalten eine E-Mail mit einem Link zur Bestätigung Ihrer Registration.
Keine Kommentare vorhanden