Eingesperrt: Shukhrat Kudratov, Tadschikistan
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Plädoyer 04/2017
25.06.2017
Lisa Salza, Amnesty International
In Tadschikistan gibt es einen «Tag des Anwalts». Die Feier findet jeweils am 26. Mai statt. An diesem Datum wurde vor 95 Jahren die erste Anwaltskammer des Landes gegründet. Doch den Anwälten in Tadschikistan ist nicht zum Feiern zumute. Sie werden an der Ausübung ihrer Tätigkeit zunehmend behindert. Letztes Jahr wurden die Anwälte Buzurgmekhr Yorov und Nuriddin Makhkamov wegen «Extremismus» verurteilt. Grund: Sie vertraten Mitgliede...
In Tadschikistan gibt es einen «Tag des Anwalts». Die Feier findet jeweils am 26. Mai statt. An diesem Datum wurde vor 95 Jahren die erste Anwaltskammer des Landes gegründet. Doch den Anwälten in Tadschikistan ist nicht zum Feiern zumute. Sie werden an der Ausübung ihrer Tätigkeit zunehmend behindert. Letztes Jahr wurden die Anwälte Buzurgmekhr Yorov und Nuriddin Makhkamov wegen «Extremismus» verurteilt. Grund: Sie vertraten Mitglieder der Oppositionspartei Islamische Wiedergeburt Tadschikistans (IRPT) vor den Gerichten. Die Medien kolportierten, was die Regierung ihnen vorsagte: «Nur Terroristen verteidigen Terroristen».
Yorov und Makhkamov sind in Tadschikistan nicht die einzigen Anwälte hinter Gittern. Auch Shukhrat Kudratov ist bereits seit drei Jahren in Haft. Er hatte ebenfalls politisch heikle Mandate: etwa die unabhängige Nachrichtenagentur Asia-Plus. Weiter vertrat er den Oppositionspolitiker und ehemaligen Energieminister Zaid Saidov, der sich wegen angeblichem Betrug und anderen Wirtschaftsdelikten vor Gericht zu verantworten hatte und schliesslich zu 26 Jahren Haft verurteilt wurde. Wenige Tage nachdem Kudratov im Fall von Saidov Verfahrensfehler geltend gemacht hatte, wurde er 2014 wegen «Bestechung» festgenommen.
Ein Gericht verurteilte den Anwalt am 13. Januar 2015 zu neun Jahren Haft und ordnete die Konfiszierung seines Besitzes an. Kudratov beschwerte sich am obersten Gericht über das «politisch motivierte» Urteil. Es reduzierte die Haftstrafe auf fünf Jahre und vier Monate. Amnesty International ruft zur sofortigen Freilassung der genannten Anwälte auf, da diese nur aufgrund der Ausübung ihres Berufes aus politischen Gründen inhaftiert sind.