Eingesperrt: Virginia Laparra Staatsanwältin, Guatemala
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Plädoyer 04/2023
10.07.2023
Beatrice Walder
Die 42-jährige Virginia Laparra arbeitete in Quetzaltenango, der zweitgrössten Stadt Guatemalas, als Chefin der Sonderstaatsanwaltschaft für Korruption (Fiscalía Especial contra la Impunidad). Sie leitete 2018 ein Verfahren gegen einen Richter ein, der geheime Informationen über einen Korruptionsfall an einen befreundeten Rechtsanwalt herausgegeben hatte. Der Richter reichte in der Folge gegen Laparra eine Strafanzeige ein. Dann eröffneten die guatema...
Die 42-jährige Virginia Laparra arbeitete in Quetzaltenango, der zweitgrössten Stadt Guatemalas, als Chefin der Sonderstaatsanwaltschaft für Korruption (Fiscalía Especial contra la Impunidad). Sie leitete 2018 ein Verfahren gegen einen Richter ein, der geheime Informationen über einen Korruptionsfall an einen befreundeten Rechtsanwalt herausgegeben hatte. Der Richter reichte in der Folge gegen Laparra eine Strafanzeige ein. Dann eröffneten die guatemaltekischen Behörden ein Strafverfahren gegen sie wegen Verdachts auf Amtsmissbrauch.
Am 23. Februar 2022 wurde Laparra verhaftet und in ein Hochsicherheitsgefängnis in Guatemala-Stadt gebracht – mehr als 200 Kilometer von ihren Kindern entfernt. Die ersten fünf Monate ihrer Haft verbrachte sie 23 Stunden am Tag in einer kleinen, fensterlosen Zelle eingesperrt. Ihre Anträge auf Hausarrest lehnte das Gericht wiederholt ab, obwohl ihr nur ein Vergehen zur Last gelegt wurde. Das Gericht verurteilte sie am 16. Dezember 2022 wegen Amtsmissbrauchs zu vier Jahren Gefängnis. Die Berufungsinstanz bestätigte im April 2023 ihre Verurteilung.
Derselbe Richter erstattete während ihrer Untersuchungshaft erneut Strafanzeige gegen Laparra wegen desselben Sachverhalts. Ihr droht nun eine zusätzliche Haftstrafe von mindestens fünf Jahren. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International oder Advocacy for Human Rights in the Americas kritisieren die menschenunwürdigen Haftbedingungen, die eingeschränkten Verteidigungsrechte und die Missachtung des Rechts auf eine öffentliche Verhandlung ebenso wie Anwaltsvereinigungen wie die American Bar Association.
Laparra sei eine politische Gefangene wegen ihres Kampfs gegen Korruption. Ausserdem benötige sie dringend medizinische Versorgung. In Guatemala werden Dutzende von Staatsanwälten und Richtern kriminalisiert. Die Organisationen fordern ihre sofortige und bedingungslose Freilassung.