Am 13. März 2020 verbot der Bundesrat den Präsenzunterricht an Unis. Erlaubt war nur noch Fernunterricht. Ab Juni war Präsenzunterricht unter Auflagen dann wieder erlaubt.
Gishok Kiritharan (23) studiert in Bern. Er war im ersten Semester seines Masterstudiums, als die Uni schloss. Die meisten Vorlesungen hätten danach per Videokonferenz stattgefunden. Manchmal habe man Fragen stellen können – mit einer Aufstreckfunktion, über den Chat oder am Ende der Lektion. «Jeder Professor hatte seine eigenen Spielregeln.» Manche Vorlesungen seien nur oder zusätzlich als Podcast zur Verfügung gestellt worden. Das sei ihm als Werkstudent entgegengekommen: «So konnte ich die Vorlesungen abends oder im Zug anhören.»
Auch Seminare fanden zunächst nur über Videokonferenz statt. Die anschliessenden Diskussionen verliefen laut Kiritharan harzig. Ab Ende des Frühlingssemesters habe man wählen können, ob man vor Ort oder weiter von zu Hause aus studieren wollte. Kiritharan bevorzugt das Studium vor Ort: «Der persönliche Austausch zwischen den Kommilitonen und mit den Professoren ist viel besser.» Stundenlang zu Hause vor dem PC zu sitzen, sei auf die Dauer anstrengend. Zu schaffen gemacht hat ihm die anfänglich geschlossene Bibliothek: Er hatte Mühe, an die Literatur für seine Masterarbeit zu kommen. Die Prüfungen hätten alle online und «open book» stattgefunden. Das heisst: Studenten durften Lehr- und Gesetzbücher mit Notizen sowie Zusammenfassungen benutzen.
“Die vielen Fragen im Chat – das het gfägt”
Selma Kuratle (23) war im März 2020 ebenfalls im ersten Semester ihres Masterstudiums an der Uni Bern. Die Schliessung sei ihr anfangs entgegengekommen, sie habe sich voll ihrer Masterarbeit widmen können. Am meisten gefehlt hat ihr die Interaktion mit andern Studenten. «Sobald Zoom nicht mehr läuft, ist man allein im Zimmer.» Das Studium am PC sei eintönig und deprimierend.
Als Hilfsassistentin betreute sie teilweise den Chat der Videovorlesungen, indem sie die Fragen ins Plenum brachte oder manchmal auch selbst beantwortete. Es seien teilweise mehr Fragen gestellt worden als im normalen Präsenzunterricht. «Das het gfägt», sagt sie auf Berndeutsch.
“Der Kontakt zu den Studenten fehlte mir”
Lukas Blaser (22) studiert an der Uni Luzern und war bei der Schliessung im zweitletzten Semester seines Bachelorstudiums. Das Lernen auf die Prüfungen in Gruppen sei nur über Zoom möglich gewesen. Der Kontakt zu den anderen Studenten habe ihm sehr gefehlt. Sich zu Hause zu konzentrieren und motivieren sei nicht einfach gewesen.
Zudem sei es gewöhnungsbedürftig gewesen, die schriftlichen Prüfungen online zu absolvieren. «Ich machte mir Sorgen, dass es Probleme mit dem PC oder dem Internet gibt», sagt Blaser. Den Prüfungsstoff habe man trotz erlaubter Zusammenfassungen gut beherrschen müssen: Statt Wissensfragen seien vermehrt Verständnisfragen gestellt worden. Im Herbstsemester habe die Uni Luzern die Bedingungen zudem verschärft und die Absolventen während der Prüfungen über Zoom mit mehreren Kameras überwacht.
“Zu Beginn gab es oft technische Probleme”
Julian Wyss (23) war letzten März im zweiten Bachelorsemester. Anfangs habe die Uni Freiburg die Studenten in zwei Gruppen aufgeteilt, die abwechslungsweise je eine Woche mit Maske und Abstandsregeln vor Ort studierten. Die andere Hälfte musste den Vorlesungen von zu Hause aus folgen. «Es gab jedoch zu Beginn oft technische Probleme», sagt Wyss. Besser sei es gelaufen, als die Uni voll auf Fernunterricht umstellte. Die Vorlesungen hätten über Zoom oder Teams stattgefunden. Man habe auch Fragen stellen können. «Das artete aber teilweise in eine regelrechte Fragestunde aus», erzählt Wyss. Was ihm an der Uni Freiburg fehlte, waren Podcasts. Diese würde er begrüssen, weil man nicht immer Notizen machen könne, wenn man aktiv am Unterricht teilnehme. Er vermisst den normalen Präsenzunterricht.
Für Wyss ist es trotz Schliessung nicht schwierig gewesen, Kontakte mit anderen Studenten zu knüpfen. Er kannte bereits einige und wohnt mit zwei Kommilitonen zusammen. Draussen habe man sich weiterhin in kleinen Gruppen treffen dürfen. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter kam er ausserdem regelmässig aus dem Haus.
Auf Anfrage von plädoyer sagen die Universitäten, dass sie sich für den Herbst auf Hybrid-Unterricht vorbereiten. Die Lehrveranstaltungen sollen soweit zulässig vor Ort stattfinden und Online-Unterricht alternativ zur Verfügung stehen.