Ewig studieren immer teurer
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Plädoyer 02/2015
30.03.2015
Gjon David
Bernerinnen und Berner gelten als bedächtig und gemütlich. Die ETH-Studie «Speed of Life: Wie schnell läuft ein Schweizer» hat diese Beobachtung vor einigen Jahren bestätigt. Im Gegensatz zu anderen Städtern schleichen die Berner durch ihre Gassen.
Das Flaniertempo scheint auch die Studiendauer an der Universität Bern zu beeinflussen. Ab dem Herbstsemester gilt an der Universität Bern laut der «Zürcher Studierendenzeitung&raq...
Bernerinnen und Berner gelten als bedächtig und gemütlich. Die ETH-Studie «Speed of Life: Wie schnell läuft ein Schweizer» hat diese Beobachtung vor einigen Jahren bestätigt. Im Gegensatz zu anderen Städtern schleichen die Berner durch ihre Gassen.
Das Flaniertempo scheint auch die Studiendauer an der Universität Bern zu beeinflussen. Ab dem Herbstsemester gilt an der Universität Bern laut der «Zürcher Studierendenzeitung» eine neue Gebührenregelung: Für Studenten, die ihre Ausbildung nicht innerhalb von sechs Jahren mit einem Abschluss krönen, verdoppelt sich die Studiengebühr mit jedem zusätzlichen Semester.
Das bedeutet: Im 13. Semester steigt die Gebühr von 750 auf 1500 Franken, im 14. Semester auf 3000 Franken, im 15. Semester auf 6000 Franken – und so weiter. Das 20. Semester wird demnach das 256-fache der üblichen Studiengebühr kosten: 192 000 Franken. Ein Trost bleibt. Die Frist beginnt nach jedem Abschluss neu zu laufen. Nach dem Bachelorabschluss fängt sie für das Masterstudium wieder bei null an. Etwas Platz für Gemütlichkeit bleibt also doch noch.
Christoph Pappa vom Rechtsdienst der Universität Bern begründet die neue Massnahme: Rund 100 Studenten seien 20 oder mehr Semester eingeschrieben, ohne einen Abschluss zu erwerben. Dies sei volkswirtschaftlich nicht sinnvoll. Die Gebührenregelung sei im Übrigen von der Berner Regierung und nicht von der Universität erlassen worden. Die Universität sei aber damit einverstanden.
Die anderen Universitäten der Schweiz scheinen das Problem der Langzeitstudenten weniger zu kennen. Die Semestergebühr in Basel bleibt bei 850 Franken. Uni-Sprecher Matthias Geering: Die Universität Basel sehe in der Berner Regelung «mehr Probleme als nutzenstiftenden Sinn».
Auch die Universität Zürich plant laut Kommunikationsleiter Beat Müller keine Erhöhung der Studiengebühren. Heute liegen sie bei 720 Franken pro Semester. An der Universität Fribourg bezahlen die Studierenden zurzeit und weiterhin 655 Franken, in Luzern sind es 810 Franken.
Die Universität St. Gallen hingegen hat seit dem letzten Herbstsemester die Studiengebühren neu geregelt. Ab dem 13. Semester steigen die Preise. Überschreitet ein Student bereits im Bachelorstudiengang das 12. Semester, kostet ihn das Semester statt 1226 Franken neu 1726 Franken. Überschreitet er 12 Semester während des Masterstudiums, sind es statt 1426 Franken 1926 Franken pro Semester.