Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) beschäftigt zurzeit etwa 360 Diplomatinnen und Diplomaten in der Schweiz und in 130 Ländern rund um den Globus.
Um in diesen exklusiven Kreis aufgenommen zu werden und eine diplomatische Karriere zu machen, wird einiges vorausgesetzt. Laut EDA zeichnen sich Diplomaten durch Flexibilität, Weltoffenheit und interkulturelle Sensitivität, Kontaktfähigkeit sowie politisches Flair aus und können gut improvisieren. Sie sind mit der Kultur und den Werten der Schweiz fest verwurzelt.
Staatspolitisches Verständnis und politische Sensibilität sowie die Fähigkeit zu vernetztem und politischem Denken und Handeln gehören ebenso zum Rüstzeug eines Diplomaten wie die Fähigkeit zu sachlichem Diskutieren und Verhandeln sowie rhetorischem Geschick, Geduld, Selbstbeherrschung und Beharrlichkeit.
Regelmässiger Wechsel des Arbeitsplatzes
Zudem sollten Diplomaten laut EDA auch über Führungsqualitäten und Managementfähigkeiten verfügen und mit den Anforderungen der heutigen Medienwelt umgehen können. Nicht zuletzt sollten sie bereit sein, ihren Posten regelmässig, sprich: alle drei bis vier Jahre zu wechseln.
Interessierte können mit einem Praktikum abklären, ob ihnen das Berufsbild Diplomat zusagt. Das EDA bietet Praktikumsstellen im In- und Ausland. Sie können nicht nur von Schweizern, sondern auch von Ausländern mit Wohnsitz und Arbeitsbewilligung in der Schweiz absolviert werden.
Während des Bachelorstudiums dauern die Praktika drei bis sechs Monate, nach absolviertem Studium drei bis zwölf Monate. Der Studienabschluss darf dabei maximal ein Jahr zurückliegen. Ausnahme: angehende Fürsprecher, Anwälte oder Notare in Kantonen, in denen die nötige Praktikumsdauer für die Zulassung zum Staatsexamen mehr als zwölf Monate beträgt.
Die Inlandpraktika werden von der Bundesverwaltung auf dem Stellenportal ausgeschrieben. Für ein Auslandpraktikum können sich Interessenten direkt an die Botschaften wenden. Für Reisekosten, Unterkunft, Verpflegung, Versicherungen usw. müssen die Praktikanten selbst aufkommen. Zudem sind sie für die Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung im entsprechenden Land verantwortlich, wobei die Vertretungen Unterstützung anbieten.
Drei Sprachen in Wort und Schrift
Die Ausbildung für die diplomatische Tätigkeit ist mehrstufig und umfasst verschiedene Prüfungs- und Assessmentelemente. Kandidaten müssen nebst einem «makellosen Strafregisterauszug» das Schweizer Bürgerrecht besitzen und dürfen höchstens 35 Jahre alt sein. Sie müssen mindestens drei Sprachen in Wort und Schrift beherrschen, wobei zwei davon Schweizer Amtssprachen und die dritte eine Uno-Sprache (Englisch, Arabisch, Spanisch, Chinesisch oder Russisch) sein muss. Weiter ist ein Lizenziat, Master oder ein gleichwertiger Abschluss einer ausländischen Universität vorzuweisen. Dabei spielt es keine Rolle, welche Studienfächer belegt wurden.
Die Bewerbung muss unter Verwendung der offiziellen Bewerbungsvorlage erfolgen (zu finden auf der Website des Aussendepartements). Zwingend zu den Unterlagen gehören unter anderem ein Lebenslauf in Form eines Aufsatzes, ein Motivationsschreiben sowie Kopien von Hochschuldiplomen und Arbeitszeugnissen. Aus dem Kreis dieser Bewerber werden die rund 80 bis 100 überzeugendsten Dossiers für die erste Runde des Selektionsverfahrens eingeladen. Diese besteht aus verschiedenen schriftlichen sowie mündlichen Prüfungselementen und Tests. Basierend auf dem daraus resultierenden Ergebnis wird ein Entscheid über die Zulassung zur zweiten Runde gefällt.
Die zweite Runde besteht sowohl aus schriftlichen als auch mündlichen Prüfungselementen sowie einem persönlichen Gespräch mit der Zulassungskommission. Geprüft werden die Fächer Wirtschaft, Politik, Kultur, Geschichte, Verfassungs- und Völkerrecht sowie zwei Fremdsprachen. Aber auch die Persönlichkeit und charakterliche Eignung der Teilnehmer wird geprüft.
Wenn die Kandidaten diese zweite Prüfungsrunde bestanden haben, folgt eine zweimonatige Grundausbildung sowie eine sechsmonatige praktische Ausbildung in der Zentrale in Bern. Hier werden die angehenden Diplomaten in theoretischer und praktischer Hinsicht für die 15-monatige Arbeitstätigkeit im Ausland (Stage) vorbereitet.
Nach der Absolvierung dieser Stages im Ausland werden die Anwärter in einem zweiwöchigen Schlusskurs auf den ersten Einsatz als diplomatische Mitarbeiter vorbereitet. Die Zulassungskommission prüft sie im Rahmen einer Schlussevaluation. Und der EDA-Vorsteher entscheidet abschliessend über die Aufnahme als diplomatischer Mitarbeiter.
Auf der Karriereleiter braucht es Geduld
Nach der definitiven Aufnahme in den diplomatischen Dienst arbeiten die erfolgreichen Teilnehmer in der Regel zunächst in Bern als diplomatische Mitarbeiter. Anhand obligatorischer Weiterbildungskurse und weiterer Assessments werden die persönliche und berufliche Entwicklung laufend überprüft. Je nach Ergebnis können höhere Funktionen übernommen werden.
Wird ein Jungdiplomat ins Ausland versetzt, erhält er auf einer Mission den Titel «Dritter Botschaftssekretär». Ein Diplomat durchläuft idealerweise die verschiedenen Karrierestufen von den unterschiedlichen Sekretärsstufen über den Sektionschef und Botschaftsrat bis hin zum Botschafter.
Grundsätzlich arbeitet man auf der jeweiligen Stufe mindestens drei Jahre, ehe die nächste Beförderung erfolgt. Laut EDA kann es jedoch durchaus vorkommen, dass einzelne Stufen übersprungen werden.