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Plädoyer 03/2014
26.05.2014
Gjon David, Sylvie Fischer
Der Genfer Anwaltsverband platziert das Logo der Banque Pictet & Cie auf seiner Website. Laut Françoise Canonica, Präsidentin der Genfer Anwaltskammer, unterstütze die Privatbank die Genfer Advokaten mit mehreren Zehntausend Franken und Weiterbildungskursen für die Mitglieder. Die Nähe der Genfer Anwälte zu Banken ist nicht neu. Früher prangte das Logo der UBS auf ihrer Homepage.
Der Genfer Anwaltsverband ist mit solchen Partnerschaften nicht...
Der Genfer Anwaltsverband platziert das Logo der Banque Pictet & Cie auf seiner Website. Laut Françoise Canonica, Präsidentin der Genfer Anwaltskammer, unterstütze die Privatbank die Genfer Advokaten mit mehreren Zehntausend Franken und Weiterbildungskursen für die Mitglieder. Die Nähe der Genfer Anwälte zu Banken ist nicht neu. Früher prangte das Logo der UBS auf ihrer Homepage.
Der Genfer Anwaltsverband ist mit solchen Partnerschaften nicht allein. Auf der Website des Waadtländer Anwaltsverbandes steht: «Mit Unterstützung der Waadtländer Kantonalbank (WKB).» Laut Verbandspräsident Christophe Piguet sichert die WKB im Partnerschaftsvertrag eine jährliche Subvention zu. Wie hoch die Summe ist, will er nicht verraten. Das Geld werde für Weiterbildungskurse der Anwälte und zur Ausbildung von Praktikanten ausgegeben. Laut Piguet ist der Anwaltsverband überaus zufrieden mit der Partnerschaft.
Auf der andern Seite des Röstigrabens legen die Anwälte etwas mehr Wert auf den Anschein von Unabhängigkeit. Der Aargauer Anwaltsverband ist grundsätzlich gegen Sponsoring, so deren Präsident Martin Lüscher. Ebenso der Zürcher Anwaltsverband: «Wir machen auf unserer Website keine Werbung für andere. Unter meiner Präsidentschaft war Sponsoring auch nie ein Thema für den Zürcher Anwaltsverband», so Präsident Dominik Vock. Auch der Präsident des Berner Anwaltsverbands, Fritz Rothenbühler bekräftigt, bis heute kein Sponsoring zugelassen, zu haben.
In Basel ist man zumindest vorsichtig. Andrea Tarnutzer-Münch, Geschäftsführer der Advokatenkammer: «Wir veranstalten Weiterbildungskurse. Wenn wir dazu einen grösseren Raum benötigen, lassen wir ihn uns sponsern.» Dann wende man sich vor allem an Banken und Versicherungen. Tarnutzer-Münch: «Wir würden aber nicht so weit gehen und das Logo einer Bank oder Versicherung auf unserer Website platzieren.»
Mögliche Rufschädigung ist kein Thema
Der Schweizerische Anwaltsverband (SAV) sieht in der Mitfinanzierung der Anwaltsverbände durch Banken keine Reputationsprobleme. «Für solche Zwecke kommen vornehmlich Partner in Frage, die in den Bereichen Infrastruktur, Büroorganisation oder Management Berührungspunkte zu Anwaltskanzleien vorzuweisen vermögen und auf Kanzleibedürfnisse fokussierte Produkte anbieten können.» Deshalb würden auch Banken in Betracht gezogen.
«Berührungspunkte zum Management von Anwaltskanzleien» – das öffnet den Kreis für weitere mögliche Sponsoren. Angesichts der ungewissen Gewinnchancen vor Gericht könnten sich etwa Verhandlungen mit Spielcasinos aufdrängen. Berührungen in Managementfragen ergeben sich aber auch etwa bei Bordellen – einem Gewerbe, das wie Anwaltskanzleien seit Jahrhunderten nur gegen Vorauszahlung arbeitet. Im Raum Zürich hätte mindestens eine Kanzlei gute Beziehungen zu solchen Sponsoren.