Die plädoyer-Stichprobe erfolgte bei 24 Kanzleien unterschiedlicher Grösse in den Kantonen Basel-Stadt, Bern, Luzern, St. Gallen und Zürich. Davon arbeiten 20 Kanzleien ausschliesslich mit Windows-PCs, 3 mit Apple-Computern und PCs und eine Kanzlei nur mit Apple-Rechnern.
WinJur ist in 7 Kanzleien im Einsatz und damit am meisten verbreitet, gefolgt von Neo (4) und Plato (2). Die Programme von Ancoma, Sap, Madaba Win, Vertec und iManage sind in je einem Anwaltsbüro im Einsatz. Eine Kanzlei verwendet Anwaltssoftware von zwei verschiedenen Anbietern: Smartlex für die Zeiterfassung und Rechnungsstellung und Exhibit Manager für das Beilagenmanagement, für Rechtsschriften, E-Briefe und während Schiedsverhandlungen.
Fünf befragte Kanzleien nutzen Standardprogramme
Billings Pro, ein generelles Leistungserfassungs- und Rechnungsprogramm, wird von jener Kanzlei benutzt, die ausschliesslich mit Apple-Computern arbeitet, und ein Anwaltsbüro verwendet das Datenbankprogramm Filemaker. Drei weitere, naturgemäss kleinere Anwaltskanzleien kommen ohne spezielle Anwaltssoftware aus. Weshalb? «Wir betrachten sie als aufwendig, teuer und letztlich zu wenig nützlich», heisst es bei ihnen unisono.
An WinJur werden vor allem «die grosse Auswahl an individuell anpassbarer Software und die benutzerfreundlichen Programme» geschätzt. Diese Software sei übersichtlich, einfach und logisch in der Handhabung. Zudem beziehe sie Outlook gut ein, das heisst, man kann E-Mails rasch im richtigen Ordner ablegen.
Dokumentenmanagement befriedigt bei WinJur nicht
Kritisiert wird an WinJur, dass das Arbeiten mit Farben nur sehr beschränkt möglich sei, und das unpraktische Dokumentenmanagement. Alles werde in einem Ordner auf dem Fileserver abgespeichert statt in mandatsbezogenen Ordnern mit Unterordnern. Die Benutzer würden zudem gezwungen, mit Filtern und Suchkriterien zu arbeiten statt mit einer Ordnerstruktur. Missfallen ernten auch die hohen Kosten für ein Update (rund 10 000 Franken).
An Neo schätzen die Benutzer die Übersichtlichkeit, die einfache Bedienung, die regelmässigen Updates und den persönlichen Support. Als Plus wird auch genannt, dass Neo günstiger als WinJur sei. Bemängelt werden dagegen die Schnittstelle für gängige Buchhaltungssoftware und der Umstand, dass das Programm nicht automatisch Referenznummern für die Fakturierung generiert.
An Plato gefällt die Vielfältigkeit und seine vielen Funktionen. Weiterer Pluspunkt: «Adressverwaltung, Leistungserfassung, Rechnungsstellung, Auswertung, Klienten-, Dossier- und Archivmanagement ist alles in einem Programm.» Kritisiert wird dagegen, dass es kein Datenmanagementsystem mit Versionenkontrolle gebe. So könne nicht direkt nachverfolgt werden, wer an einem Dokument gearbeitet habe und was verändert wurde. Das sei nur durch das Zusatzprogramm Elo möglich.
Befragte mehrheitlich zufrieden mit ihrer Lösung
Die Kosten für die drei am häufigsten verwendeten Programme WinJur, Neo und Plato sind fast gleich (siehe Tabelle). Bei WinJur betragen die Lizenzkosten für einen Einzelplatz – ohne Installation und Ausbildung – gemäss Gaby Burkard von WinJur mindestens 1190 Franken. Neo nennt pro Lizenz einen Preis von 1090 Franken, bei Plato fallen für die Grundversion im Einzelplatz 950 Franken an. Bei mehreren Arbeitsplätzen steigen die Kosten bei einigen Anbietern linear, bei anderen lohnt sich die Lizenz für 5 oder 10 Nutzer relativ rasch. Für 10 Arbeitsplätze verlangt WinJur 12 900 Franken, Neo 10 900 Franken, Plato 9500 Franken.
Fast alle Anwaltskanzleien sind mit der verwendeten Anwaltssoftware mehrheitlich zufrieden. Zwei Kanzleien waren unzufrieden, eine davon verwendet WinJur, die andere Smartlex.