Klassische erste berufliche Stationen für junge Rechtswissenschafter sind Kanzleien und Gerichte. Interessante juristische Tätigkeiten gibt es aber auch in den kantonalen Verwaltungen, in der Bundesverwaltung oder bei ausländischen Organisationen. Ein Anwaltspatent oder LL.M. kann dabei die Bewerbungschancen erhöhen. Selten sind sie aber Bedingung. plädoyer stellt vier Angebote für junge Juristen vor:
Förderprogramm der Universität Zürich: Das Institut für Völkerrecht und ausländisches Verfassungsrecht schuf neu ein Förderprogramm für ausgezeichnete Doktorierende oder Habilitierende mit europarechtlicher, völkerrechtlicher oder verfassungsvergleichender Ausrichtung. Laut dem Institutsleiter Oliver Diggelmann bildet der Kern des Programms die Teilnahme an zwei Workshops pro Semester. Dort werden eigene und fremde Forschungsarbeiten besprochen.
Die Idee sei, dass jeweils zwei ausländische Experten sowie zwei Institutsmitglieder mit den Teilnehmern zusammenarbeiten und Grundlagenwerke «regelrecht sezieren». Das Programm dauert ein Jahr und steht auch Doktorierenden und Habilitierenden anderer schweizerischer Unis offen. Aktuell werden nur vier Personen pro Jahr berücksichtigt. Bewerbungen mit eigenen Forschungsprojekten für das akademische Jahr 2020/2021 sind ab dem 1. Mai 2020 möglich.
Weitere Informationen werden dann auf der Institutsseite aufgeschaltet: www.ivr.uzh.ch ! Schindler Junior Scholars
Wettbewerbskommission in Bern:Die Weko bietet Studienabgängern drei bis vier Praktikumsplätze an. Die Einsätze dauern ein Jahr. Die Praktikanten sollen laut dem stellvertretenden Direktor Frank Stüssi die kartellrechtlichen Verfahren vom Anfang bis zum Entscheid kennenlernen.
Unter der Führung von erfahrenen Juristen und Ökonomen arbeiten sie in grösseren kartellrechtlichen Verfahren. Themen sind etwa Wettbewerbsabreden oder Missbrauch von Marktmacht. Zudem helfen die Praktikanten bei den Ermittlungsmassnahmen wie Informationsbeschaffungen, Hausdurchsuchungen, Einvernahmen und Datenauswertungen mit. Stüssi: «Die Praktikanten können selbständig Marktbeobachtungen durchführen und Bürgeranfragen bearbeiten.» Laut Stüssi haben die jungen Praktikanten auch die Möglichkeit, bei der Erarbeitung von internen Richtlinien und Leitfäden aktiv mitzuarbeiten.
Bewerbungen sind einzureichen an: personal@weko.admin.ch
Eidgenössische Finanzmarktaufsicht in Bern: Die Finanzmarktaufsicht bietet jungen Juristen mit dem Programm «Legal and Compliance Officer» während drei Jahren einen Einblick in diverse Fachgebiete.
Je nach Programm behandeln die Juristen die Geschäfte im Bereich der institutionellen Vermögensverwaltung, der Bekämpfung von Geldwäscherei und Finanzkriminalität, der Handelsplätze wie auch im Nachhandelsbereich sowie im Bereich der Abklärungen von unerlaubten und bewilligten Tätigkeiten. Oder sie erteilen Bewilligungen für Effektenhändler, Fondsleitungen, Asset Manager oder Depotbanken. Zudem wirken sie bei bei Gesetzesrevisionen oder anderen regulatorischen Projekten mit. Die Teilnehmer wechseln jährlich das Fachgebiet und vertiefen so «on the job» ihre Kenntnisse im jeweiligen Bereich.
Kontakt über die Abteilung «Human Resources Management»: hr@finma.ch
Menschenrechtsorganisation ECCHR in Berlin: Die Organisation bietet unter dem Titel «Critical Legal Training» ein Fortbildungsprogramm für künftige Menschenrechtsanwälte an. Die Teilnehmer werden unter anderem in der Rechts- und Faktenrecherche eingesetzt sowie bei Fallarbeiten in einem der thematischen Programme – Völkerstraftaten und rechtliche Verantwortung, Migration sowie Wirtschaft und Menschenrechte.
ECCHR-Sprecherin Michelle Trimborn sagt: «Wir integrieren die Juristen in unsere tägliche Arbeit, einschliesslich projektrelevanter Kommunikation und Administration wie etwa das Verfassen von Stellungnahmen oder kleinerer Übersetzungen sowie die Co-Organisation von Veranstaltungen.» Erfahrene Juristen betreuen die Teilnehmer.
Das Programm ist kostenlos. Die meisten Trainees erhalten laut Trimborn eine finanzielle Unterstützung über ein Stipendium (etwa von Erasmus oder Mercator). Die ECCHR bemühe sich, allen Teilnehmern eine finanzielle Aufwandsentschädigung zukommen zu lassen, sodass die Arbeit nicht gänzlich unbezahlt bleibt.
Mehr Infos unter www.ecchr.eu ! Das Institut für juristische Intervention ! Aus- und Fortbildung ! Critical Legal Training