Einbürgerungsverfahren in der Gemeinde Wil SG werden neuerdings öffentlich geführt. Mindestens die Abonnenten der «Wiler Zeitung» konnten sich deshalb ein gutes Bild über den einbürgerungswilligen Bekim Alimi machen, der seit mehr als 20 Jahren in der Schweiz lebt und Imam des Islamischen Vereins der Stadt ist. Verdanken konnten sie das einem engagierten Mitglied des Wiler Stadtparlaments, Erika Häusermann von der Grün liberalen Partei. Sie stellte ihm in einem offenen Brief in der «Wiler Zeitung», einem Kopfblatt des «St. Galler Tagblatts», einige Fragen, die viel über das Denken der Fragestellerin, aber wenig über den Befragten aussagten. Einige wenige Beispiele aus dem Fragen katalog:
• Glauben Sie, dass die Frau dem Mann untergeordnet ist?
• Darf ein Mann seine Frau schlagen, wenn sie ihm nicht gehorcht?
• Welches Mindestalter vertreten Sie für die Verheiratung von Mädchen?
• Wer bestimmt, wen eine junge Frau heiratet: ihr Vater, ihre Familie oder sie selbst?
• Darf ein muslimisches Mädchen mit Buben gemeinsam schwimmen? Und darf ein muslimisches Mädchen Velo fahren?
• Darf ein Muslim homosexuell, eine Muslimin lesbisch sein? Wie sollen Eltern reagieren, wenn ihre Kinder diese Veranlagung haben?
• Darf ein guter Muslim Freundschaft mit Juden, Christen, Hindus, Atheisten knüpfen?
Bekim Alimi beantwortete die Fragen, obwohl er sie als «demütigend» empfand, auch wieder in der «Wiler Zeitung»: Nein, eine Frau sei dem Mann nicht unter geordnet. Nein, ein Mann dürfe seine Frau nicht schlagen, wenn sie ihm nicht gehorcht. Eine Frau sei in der Schweiz mit 18 Jahren ehemündig. Jede Frau bestimme selbst, wen sie heirate. Ja, ein muslimisches Mädchen dürfe Velo fahren. Und mit Buben gemeinsam schwimmen. Er habe noch nie von Komplikationen gehört. Die Frage des Schwul oder Lesbischseins sei nicht eine Frage des Dürfens, sondern des Seins. Die Freiheit der Person sei immer zu schützen und zu respektieren – egal was die Religion dazu sage. Und aus islamischer Sicht sei die Freundschaft mit Juden, Christen, Hindus und Atheisten nicht nur ein Dürfen, sondern ein Gebot. (Koran 49:13: «O ihr Menschen, wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt.»)
Bekim Alimi ist heute nach dem medialen Spiessrutenlauf Schweizer Bürger. Offen bleibt, ob dies wegen oder trotz des öffentlichen Einbürgerungsverfahrens der Fall ist. Und, ob sich Erika Häusermann auch einen Muslim als Freund vorstellen könnte.