Die Suizidrate in Schweizer Gefängnissen ist viermal so hoch wie im euro­päischen Mittel. Dies zeigt ein Bericht der Universität Lausanne, die im Auftrag des Euro­parats die Fälle von 2022 erhob. 2022 kam es zu 13 Suiziden in Schweizer Haftanstalten. Im Mittel der Mitgliedsländer nahmen sich von 10'000 Insassen eines Landes 5,3 Inhaftierte das Leben. In der Schweiz waren es 20,2.

Selbsttötungen ereignen sich häufig in Untersuchungshaft. Gemäss Bundesamt für Statistik waren es in den vergangenen zehn Jahren 44 Suizide gegenüber 27 im Straf- und Massnahmenvollzug. Als Risikofaktoren gelten in der U-Haft der Haftschock und die Isolation. Und im Massnahmenvollzug führe möglicherweise die Perspektivlosigkeit zu ­Suiziden, sagt Livia Schmid, Leiterin der Beratungsstelle für Freiheitsentzug. Deutschland und einige nordische Länder garantierten Verwahrten ein möglichst normales Leben – etwas, was die Schweiz bis auf ein Pilotprojekt in Solothurn nicht kenne.

Harte Bedingungen herrschen etwa im Gefängnis Pruntrut JU. Die Nationale Kommission zur Verhütung von Folter empfahl dem Kanton Jura letzten Dezember, das veraltete Gefängnis zu schliessen. Die Inhaftierten könnten nicht im Freien spazieren, und die Zellenfenster seien zu klein für eine genügende Belüftung. Die Haftbedingungen seien eine unmenschliche Behandlung gemäss Artikel 3 der Menschenrechtskonvention. Die jurassische Regierung antwortete der Anti-Folter-Kommission, eine sofortige Schliessung des Gefängnisses sei mangels Alternativen nicht möglich.