Nguyen van Dai gehört zu den bekanntesten ­Menschenrechtsanwälten Vietnams: Aufgrund seiner Arbeit für Regierungskritiker und seines Engagements für die Demokratie sass er bereits zwischen 2007 und 2011 im Gefängnis. Am 16. Dezember 2015 wurde er erneut verhaftet. Van Dai sitzt unter dem Vorwurf der «Verbreitung von Propaganda gegen den Staat» im B-14-Gefängnis in Hanoi in Untersuchungshaft.

Van Dai befand sich am 16. Dezember auf dem Weg zu einem Treffen mit Vertretern der EU, die sich anlässlich des Menschenrechtsdialogs mit Vietnam in Hanoi aufhielten. Sicherheitskräfte durchsuchten ­seine Wohnung und beschlagnahmten persönliche Gegenstände wie Computer, Telefone und Unterlagen. Die auf vier Monate verfügte Untersuchungshaft kann weiter verlängert werden. Sollte Van Dai tatsächlich der «Verbreitung von Propaganda gegen den Staat» angeklagt und verurteilt werden, drohen ihm drei bis zwanzig Jahre Haft.

Nguyen van Dai gründete 2006 die regierungskritische «Menschenrechtskommission in Vietnam» ­(heute das «vietnamesische Menschenrechtszen­trum») und war einer der Erstunterzeichner der ­Online-Petition «Freiheit und Demokratie für Vietnam», die von mehreren Tausend Personen unterschrieben ­wurde. Im März 2007 hielt er einige Seminare für ­Studenten zum Thema Menschenrechte ab. Daraufhin wurde er festgenommen und zu vier Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung im März 2011 nahm er seine Arbeit wieder auf. Im April 2013 ­gründete er das Diskussionsforum «Bruderschaft für Demokratie». Am 16. Dezember 2015 wurde neben Van Dai ein weiteres Mitglied des Diskussionsforums, die Rechtsanwältin Le Thu Ha, festgenommen. Sie sitzt ebenfalls im B-14-Gefängnis. Wie Van Dai läuft auch sie Gefahr, dort misshandelt zu werden. Amnesty International hat in beiden Fällen «Urgent Actions» lanciert.