«Mit Strafrecht kann man keine sozialen Probleme ­lösen», sagt Alexander Brunner. Zu dieser Erkenntnis kam er vor rund 50 Jahren, als er während seines Jus-Studiums als Mitarbeiter im Sozialdienst der ­Strafanstalt Pöschwies in Regensdorf ZH arbeitete.

Brunner widmete sich danach intensiv dem ­Wirtschaftsrecht. Er war Bezirks- und Oberrichter und schliesslich 19 Jahre lang Richter am Zürcher ­Handelsgericht. «Für mich war die Richtertätigkeit ­Berufung. Ich liebte das Verhandeln mit den Parteien.»

Verhandlungen mit Brunner dauerten nicht selten bis spätabends. Ziel sei immer eine vergleichsweise ­Lösung gewesen, «aber ohne Druck auf die Parteien», wie der heute 75-Jährige erklärt. Sein Mediationserfolg habe bei 85 bis 90 Prozent gelegen. «So hatte ich ­genügend Zeit zur Begründung von Präjudizien.»

Nach dem Rücktritt mit 70 gründete er die Beratungs­firma Zenon. Der Name steht für Zenon von Kition, den ­Begründer der stoischen Philosophie. «Ich bin Stoiker, daher hatte und habe ich nie Stress, auch wenn ich noch immer zwischen 70 und 150 Prozent arbeite.»

Brunner verfasst Gutachten, ist als Berater tätig, ­ hält Vorträge und gibt Seminare an der Universität ­Zürich. Soeben hat er die Druckfahnen für den über 3000-seitigen ZPO-Kommentar von Dike mit 50 Autorinnen und Autoren durchgesehen. «Ich bin glücklich, das Gemeinschaftswerk endlich im Druck zu sehen.»

­Sobald die Buchvernissage mit dem fröhlichen ­Korkenknallen vorbei sei, werde er an seinem Werk über «Kommunikationstheorie und Konsenspraxis» weiterarbeiten. Dieses widmet er dem Philosophen ­Immanuel Kant zum 300. Geburtstag in diesem Jahr.

Trotzdem bleibt ihm Zeit fürs Private. Er lebt mit ­seiner Ehefrau Birgitta, einer ehemaligen Anwältin, in Zollikon ZH. Dort treibt er jeden Morgen vor dem ­ersten Kaffee Sport im speziell eingerichteten ­Fitnessraum. «Ich bin allerdings eine Eule», sagt Brunner. Abends lässt er sich von den Wiener Kochkünsten ­seiner Frau verwöhnen.