Was macht eigentlich Bernard Rambert?
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Plädoyer 06/2022
05.12.2022
Gjon David
Die Bitte um ein Treffen lehnt er ab: «Ich bin im Schreibfluss. Mitten in einer Rechtsschrift. Telefonieren wir später nochmals.» Auch nach über 50 Jahren Tätigkeit als Anwalt in Zürich lässt Bernard Rambert seine Arbeit nicht ruhen. Am liebsten sind dem heute 76-Jährigen noch immer «die politisch angehauchten Straffälle». Erst kürzlich sprach die Berufungskammer des Bundesstrafgerichts seine Mandantin Andrea Stauffacher man...
Die Bitte um ein Treffen lehnt er ab: «Ich bin im Schreibfluss. Mitten in einer Rechtsschrift. Telefonieren wir später nochmals.» Auch nach über 50 Jahren Tätigkeit als Anwalt in Zürich lässt Bernard Rambert seine Arbeit nicht ruhen. Am liebsten sind dem heute 76-Jährigen noch immer «die politisch angehauchten Straffälle». Erst kürzlich sprach die Berufungskammer des Bundesstrafgerichts seine Mandantin Andrea Stauffacher mangels Beweisen vom Vorwurf frei, 2017 das türkische Konsulat in Zürich mit Feuerwerk beschädigt zu haben.
Rambert wirkt wach, neugierig auf alles Politische, Rechtliche – und mit steigendem Alter vermehrt auch Literarische. «Ich habe jetzt viel Zeit zum Lesen», sagt er. Und für kurze Trips in europäische Städte.
Die Stimme des Anwalts ist leise. Doch seine Analyse der aktuellen Entwicklungen wirkt umso klarer: Er ortet bei den jüngeren Generationen von Juristen eine mangelnde kritische Einstellung gegenüber dem Staatsapparat. Dieser werde beinahe verklärend als eine Art guter Leviathan angesehen. Für Rambert nicht nur naiv, sondern brandgefährlich.
Als Beispiel nennt er den Nachrichtendienst des Bundes, der seine Kompetenzen immer unverfrorener ausbaue, indem er mit Gefahrenlagen argumentiere, die ein reines Hinrgespinst seien. Der Geheimdienst trete heute als Beschützer des Individuums gegen Terror auf. Als Kämpfer gegen das Böse. «Fakt ist, er hat einzig sein Gewand, seine Maske gewechselt. Die Fratze dahinter ist noch immer die Gleiche», sagt Rambert. Anders lasse sich etwa der Entwurf zur Änderung des Nachrichtendienstgesetzes nicht werten, der das Arzt- und Anwaltsgeheimnis aufheben will.
Ist er also noch immer der «rote Beni», wie ihn Medien gerne nennen? Mit süffisantem Lächeln und den Worten des griechischen Journalisten und Parlamentariers Periklis Korovessis antwortet er: «Ich weiss nicht, ob ich ein Bürgerlicher bin oder ein Linker. Was ich will, ist, nicht als Arschloch zu sterben.»