Christoph Bandli empfängt plädoyer entspannt in ­seiner geräumigen Wohnung, nur einen Steinwurf vom Berner Bärenpark entfernt. Bei der Frage, ob er hier allein lebe, zögert Bandli einen Moment: «Nicht ganz», sagt er schliesslich, «meine Partnerin wohnt einen Stock weiter unten.» Augenzwinkernd und mit ­verschmitztem Lächeln fügt er an: «Vielleicht ist das der Grund für unsere langjährige und wunderbare ­Beziehung.»

Es könnte aber auch an ­seinem Koch­talent liegen. Seit der Pensionierung ­besucht Bandli regelmässig die städtischen Wochenmärkte und kocht saisonale Gerichte. «Ich habe ­endlich Zeit für Dinge, die während der Arbeit zu kurz ­kamen», sagt der ehemalige Bundesverwaltungs­richter. Er habe zwar sehr gern gearbeitet. «Aber meine Agenda war fremdbestimmt. Heute bin ich froh, meiner eigenen folgen zu können.»

Heute, mit 70, scheint der ehemalige SVP-Richter sein Leben in vollen Zügen zu geniessen – in den ­Bergen, auf dem Velo, beim Fischen oder im Kreis seiner Enkelkinder, die er oft hütet. «Ich bin gerne draussen in der Natur», betont er. Viel Zeit verbringt Bandli in seiner Maiensässhütte in Graubünden. Doch der ­Kontakt zum Bundesverwaltungsgericht ist nicht ­abgerissen. Mit ehemaligen Kollegen trifft er sich zwei bis drei Mal pro Jahr im sogenannten «Wurstclub».

Eines ist Bandli aber noch nicht wurst: die Entwicklung des «Bandlimaten». Dabei handelt es sich um das von ihm am Bundesverwaltungsgericht ­eingeführte System einer faireren Zuteilung von ­ Fällen an die verschiedenen Richter, eine Art Zufalls­generator. «Die Idee ist am Küchentisch gemeinsam mit meinem Sohn entstanden, der damals Physik ­studierte.» Er ist der Vater des Algorithmus, sagt er lachend. Mit einem Stirnrunzeln ergänzt er: «Der ­ursprüngliche Gedanke der fairen Verteilung ist am Gericht leider längst verblasst. Der Automat ist nur fair, wenn man ihn nicht manipuliert.»