«Ich sitze regelmässig am Schreibtisch und arbeite an einem juristischen Buch, einem Text, einem ­Vortrag oder an einem Gutachten», erzählt Ernst Kramer in seiner Wohnung hoch über St. Gallen. Hier wohnt er seit 1977 mit seiner Frau. Der Gang zu seinem Büro führt vorbei an prall gefüllten ­Bücherregalen, Kunstfotografien, Skulpturen und Gemälden. 

Der gebürtige Voralberger hatte in Wien Jura ­studiert und war von 1977 bis 1992 in St. Gallen Professor für Privatrecht. Dann war er bis zur ­Pensionierung 2009 an der Univer­sität Basel tätig. Mit Basel verbindet ihn heute noch seine Tätigkeit als Konsulent bei der Anwaltskanzlei Vischer. «Ich gehe immer gerne komplexen rechtlichen ­Fragen nach.» Auf die vielen Sitzungen und Prü­fungen an der Universität verzichtet er gerne. «Ich ­vermisse allerdings manchmal den ­Kontakt zu den Studenten. Einige treffe ich heute zuweilen noch.» 

Schwerpunkt des Schaffens war bei Kramer das Vertrags- und Haftpflichtrecht. Bekannt ist auch sein Standardwerk zur juristischen Methodenlehre. Das aktuellste Buch widmet sich den Allgemeinen Geschäftsbedingungen. 

Kramer ist inzwischen 73-jährig und kein bisschen müde: Er ist regelmässig beim Bergsteigen anzutreffen. Vor allem mit einem Bergführer aus Grindelwald, mit dem er gut befreundet ist. Vor vier Jahren machten sie gemeinsam eine Tour im Himalaya. «Es war nicht schwierig, aber an­strengend. Ich stiess da wirklich an meine Grenzen.» Eine weitere Leidenschaft ist die Fotografie. «Kunstfotografien – abstrakte Motive», sagt er energisch. Mit seiner «alten, aber sehr guten» Leica fotografiert Kramer analog, nicht digital. Ausgestellt habe er ­seine Bilder erst einmal und einzig im privaten ­Rahmen. Dann erzählt Kramer enthusiastisch von seinen vier Enkelkindern. «Sie bedeuten meiner Frau und mir enorm viel.»