Was macht eigentlich Philippe Mastronardi?
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Plädoyer 06/2017
20.11.2017
Gian Andrea Schmid
Der langjährige Staatsrechtsprofessor Philippe Mastronardi wurde 2011 an der Uni St. Gallen emeritiert. Anfang Oktober dieses Jahres hat er die letzte Dissertation im Bereich der Methodenlehre abgenommen. «Nun sind meine universitären Tätigkeiten beendet», sagt er. Nach der Zeit an der HSG publizierte er noch gelegentlich, etwa letztes Jahr zusammen mit Daniel Brühlmeier das Werk «Demokratie in der Krise: Analysen, Prozesse und Pe...
Der langjährige Staatsrechtsprofessor Philippe Mastronardi wurde 2011 an der Uni St. Gallen emeritiert. Anfang Oktober dieses Jahres hat er die letzte Dissertation im Bereich der Methodenlehre abgenommen. «Nun sind meine universitären Tätigkeiten beendet», sagt er. Nach der Zeit an der HSG publizierte er noch gelegentlich, etwa letztes Jahr zusammen mit Daniel Brühlmeier das Werk «Demokratie in der Krise: Analysen, Prozesse und Perspektiven».
Aktiv ist der 71-Jährige als wissenschaftlicher Beirat der Vollgeld-Initiative. Sie kommt wahrscheinlich nächstes Jahr zur Abstimmung. Laut Mastronardi setzt sie sich dafür ein, dass die Spielregeln nicht von einzelnen Spielern bestimmt werden dürften. «Genau dies machen die Banken nämlich heute.» Künftig solle nur die Nationalbank die Spielregeln definieren.
Auch liegt Mastronardi die «Gemeinwohl-Ökonomie» am Herzen. Diese habe zum Ziel, dass die ethischen Prinzipien, welche in den Verfassungen der demokratischen Rechtsstaaten stehen, auch in der Wirtschaft zur Geltung kommen. Zusammen mit anderen versuche er, die Gemeinwohlkriterien auf schweizerische Gemeinden zu übertragen.
Interessiert ist Mastronardi zudem an antiken Hochkulturen. Er hat bereits rund zwanzig Studienreisen ins alte Ägypten unternommen. Auch Indien und Burma habe er schon besucht – und erst kürzlich China.
Der pensionierte HSG-Professor arbeitete von 1978 bis 1994 als Sekretär der Geschäftsprüfungskommissionen der eidgenössischen Räte «an der Grenze zwischen zwei Welten». Damals waren es Milizparlament und Verwaltung. Er sei immer ein Grenzgänger gewesen. So auch an der HSG, wo er sich von 1994 bis 2011 mit dem Verhältnis von Politikwissenschaft, Wirtschaft und Recht befasste. Er habe gewusst, dass seine Vorstellungen nicht zur HSG passen würden. «Gerade deshalb wollte ich nach St. Gallen – und würde das auch heute wieder tun.»
Am Staatsrecht fasziniert Mastronardi die Spannung zwischen Grundrechten und Demokratie unter dem Ideal der Gerechtigkeit. Für die Zukunft hat Mastronardi einen grossen Wunsch: «Dass meine Utopien – insbesondere die Vollgeld-Initiative und die Gemeinwohl-Ökonomie – dereinst ein Stück weit Wirklichkeit werden.»