Seit 2006 ist Roger Zäch, der scharfsinnige Experte für Wettbewerbsrecht, emeritiert. Doch von einem arbeitsfreien Alltag kann beim Ostschweizer nicht die Rede sein. Noch heute hat er ein Büro am Europa-Institut der Uni­versität Zürich, das er mitgründete.

Zäch wuchs im Hotel Bahnhof in St. Margrethen SG in unmittelbarer Grenznähe auf. «Das Hotel war in der Kriegszeit und danach ein wichtiger Treffpunkt für allerlei ­Persönlichkeiten. Da fanden auch Gespräche zwischen hohen deutschen Offizieren und den Schweizer Behörden statt.» Nachts stieg er mit ­seinem Bruder aufs Dach, um den Widerschein der Bombardierungen von Friedrichs­hafen zu beobachten.

An der Universität Zürich war Zäch Inhaber des Lehrstuhls für Privat-, Wirtschafts- und Europarecht. Zudem war er über zwanzig Jahre lang Mitglied der Kartellkommission, dann der Wettbewerbskommission (Weko). Die letzten elf Jahre bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2007 amtierte er als Vizepräsident.

Heute fordert er von der Weko, dass sie ausländische Firmen zwingt, Schweizer Kunden im Ausland zu den dort üblichen Preisen zu bedienen statt einen «Preisaufschlag Schweiz» zu verlangen.

Zäch: «Die Weko könnte das tun, aber sie schöpft die Mög­lichkeiten, die ihr das Gesetz gibt, nicht aus.» Er beobachte starken Widerstand in der Weko, gegen grosse Unternehmen vorzu­gehen, die den freien Wettbewerb behindern. Da wird klar: Der Mann ist mit Leib und Seele Kartellrechtler. Innerhalb von Minuten zerpflückt er die Argumente der Gegenseite.

Hobbys wie Fitness, Reisen und Oper halten den 75-Jährigen nicht davon ab, an Tagungen zu referieren und an internationalen Seminaren teilzu­nehmen. Ausserdem ist er Präsident des Nachdiplom­studiums internationales Wirtschaftsrecht an der ­Universität Zürich und lehrt noch an den Universitäten Lausanne und St. Gallen.