Was macht eigentlich Valentin Roschacher?
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Plädoyer 03/2021
25.05.2021
Gjon David
Die weissen Hemden, die er früher als Bundesanwalt trug, trägt Valentin Roschacher heute beim Malen. Der 61-jährige Jurist empfängt plädoyer im Atelier in Wollerau SZ. Bunte Bilder vom Matterhorn, Piz da la Margna oder Wetterhorn hängen an den Wänden. Einige Berge sind so realistisch gemalt, dass sie wie eine Fotografie wirken. «Natürlich lasse ich auch Stellen weg, die mir nicht passen. Man muss beim Malen täuschen, um der Wirk...
Die weissen Hemden, die er früher als Bundesanwalt trug, trägt Valentin Roschacher heute beim Malen. Der 61-jährige Jurist empfängt plädoyer im Atelier in Wollerau SZ. Bunte Bilder vom Matterhorn, Piz da la Margna oder Wetterhorn hängen an den Wänden. Einige Berge sind so realistisch gemalt, dass sie wie eine Fotografie wirken. «Natürlich lasse ich auch Stellen weg, die mir nicht passen. Man muss beim Malen täuschen, um der Wirklichkeit nahezukommen.»
Eine Täuschung kostete Roschacher 2006 den Job als Bundesanwalt, den er 1999 von Carla del Ponte übernommen hatte. Als oberster Strafverfolger beauftragte er einen kolumbianischen Drogenbaron, gegen den Schweizer Banker Oskar Holenweger Informationen aus dem Geldwäscherei- und Drogenmilieu zu sammeln. Der Informant entpuppte sich als Hochstapler. Roschacher trat auf Druck des damaligen Justizministers Christoph Blocher zurück.
Seither sind mehr als 14 Jahre vergangen. Für Roschacher scheint diese Zeit weit entfernt. Er lese seit 2006 keine Zeitungen mehr, sagt er, «nur noch gute Bücher». Dass er als Bundesanwalt die Behörde stark ausbaute, kommentiert er mit einem Schulterzucken: «Was hätte ich anders machen sollen? Ich musste umsetzen, was Bundesrat und Parlament beschlossen.» Der Maler ist froh, mit Politikern beruflich nichts mehr zu tun zu haben. Mit bis zu 80 Stunden pro Woche arbeite er heute zwar mehr – dafür aber mit grösserer Lust. «Meine Lebensqualität ist viel höher.»
Roschacher ist als Maler erfolgreich: Rund 500 Bilder habe er bisher verkauft. Preisspanne: 10 000 bis 140 000 Franken. Die Kundschaft ist international: Die Käufer kommen aus Europa, China, Russland und den USA. Für ein Bild, das er mit Ein-, Zwei- oder Vierhaarpinseln malt, brauche er Hunderte von Stunden – «und ebenso viele Gummibärchen». Er sei ein disziplinierter Schaffer, sagt der Maler, und esse nur am Abend. «Ich bin halt in meiner Arbeitsweise trotz allem noch immer Jurist geblieben.»