Was macht eigentlich Vera Rottenberg Liatowitsch
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Plädoyer 02/2016
29.03.2016
Gian Andrea Schmid
Ende 2012 ist Vera Rottenberg Liatowitsch nach 18 Jahren als Bundesrichterin in den Ruhestand getreten. Auf die Frage, wie sie heute ihren Alltag verbringt, sagt sie: «Ich lasse die Sachen auf mich zukommen.» Sie sei ohne fixe Pläne und ohne Vorbereitung in die Pension gegangen: «Das Leben lässt sich nämlich nicht vorbereiten.»
Die Zollikerin sitzt heute im Stiftungsrat der Gesellschaft gegen Rassismus und Antisemitismus. &...
Ende 2012 ist Vera Rottenberg Liatowitsch nach 18 Jahren als Bundesrichterin in den Ruhestand getreten. Auf die Frage, wie sie heute ihren Alltag verbringt, sagt sie: «Ich lasse die Sachen auf mich zukommen.» Sie sei ohne fixe Pläne und ohne Vorbereitung in die Pension gegangen: «Das Leben lässt sich nämlich nicht vorbereiten.»
Die Zollikerin sitzt heute im Stiftungsrat der Gesellschaft gegen Rassismus und Antisemitismus. «Dafür setze ich viel Zeit ein und kläre einzelne Rechtsfragen etwa im Bereich der Menschenrechtskonvention und des Strafrechts ab.» Sie macht aber keine Rechtsvertretungen. Sie tritt generell nicht gern nach aussen auf, «schon gar nicht als Alt-Bundesrichterin», so die 71-Jährige. Auch auf lokaler Ebene engagiert sich die SP-Politikerin: Erst kürzlich wehrte sie sich gemeinsam mit der SP Zollikon gegen den Verkauf einer Liegenschaft am See. Der Verkauf wurde an der Gemeindeversammlung jedoch mit 101 zu 100 Stimmen angenommen. Kein Grund aufzugeben: «Wir haben eine Beschwerde beim Bezirksrat dagegen eingereicht, an der ich auch juristisch beteiligt war.»
Rottenberg Liatowitsch war während ihrer ganzen Karriere Richterin. Zunächst am Bezirksgericht Zürich, dann am Obergericht Zürich und schliesslich am Bundesgericht. Würde sie heute etwas anders machen? «Grundsätzlich nicht, ich liebte die Richtertätigkeit.» Sie habe sich aber immer wieder überlegt, als Anwältin zu arbeiten, «weil ich mich gerne für eine Sache engagiere».
Als Richterin war Rottenberg Liatowitsch vorwiegend im Zivilrecht tätig. Heute interessiert sie sich vor allem für das Haftpflichtrecht, das zu einem eigentlichen Hobby geworden sei – nicht ihr einziges: «Nach 30 Jahren habe ich meine Geige wieder hervorgeholt.» Sie übt jeden Tag, nimmt auch wieder Stunden und spielt Kammermusik in einem Ensemble. Rottenberg Liatowitsch: «Heute gönne ich mir aber den Luxus, alles gemütlicher zu nehmen als früher.»